Wie viel Geld benötigst Du, um deinen Job an den Nagel zu hängen? Wie klingt es für Dich nur dann zu arbeiten, wenn Du möchtest, anstatt montags bis freitags ins Büro zu fahren? Mit der 4 % Regel soll all dies in greifbare Nähe rücken. Sie gibt an, wie viel Kapital Du brauchst, um von den Erträgen aus Zinsen und Dividenden zu leben.
Was ist die 4%-Regel?
Bei der 4%-Regel handelt es sich um eine unkomplizierte mathematische Berechnung. Mit ihr kannst du kalkulieren, wie viel Vermögen du benötigst, um nie mehr in Deinem Leben arbeiten zu müssen. Besonders bei der FIRE-Bewegung ist sie überaus beliebt, da diese anstreben, möglichst früh in den Ruhestand zu gehen.
Wer beispielsweise mit 40 Jahren den Job an den Nagel hängen möchte, kann dank der 4%-Regel berechnen, wie groß das Geldvermögen am Stichtag sein muss. Die Lebenshaltungskosten und die Ausgaben für Konsum, Freizeit und mehr werden durch Kapitalerträge gedeckt. Demnach ist es unzureichend, das Geld lediglich im Sparschwein zu lagern. Es muss investiert werden. Und zwar in ein diversifiziertes Portfolio.
Wie lautet die 4%-Regel?
Die 4%-Regel ist im Grunde simpel. Möchtest du die finanzielle Unabhängigkeit erreichen und dein angespartes Geld für dich arbeiten lassen, musst du es gewinnbringend anlegen. Beispielsweise in Aktien oder Fonds. Dabei muss dein Portfolio eine bestimmte Größe erreichen. Anschließend entnimmst du jährlich 4 % des Anfangswertes deines Depots. Sofern du diesen Wert nicht überschreitest, bist du imstande, von den Kapitalerträgen zu leben, ohne Dein Portfolio aufzubrauchen.
Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass dein Depot das 25-fachen deiner gesamten Jahresausgaben entspricht. Sobald dein Depot diese Summe erreichst und profitabel angelegt hast, bist du finanziell unabhängig, da du deine Ausgaben für den Rest des Lebens decken kannst.
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Woher kommt die 4%-Regel zurück?
Als Entdecker der 4%-Regel gilt eine Autorengruppe der Trinity-Universität in Texas. Die Professoren strebten 1998 an, herauszufinden, wie viel Kapitalvermögen jedes Jahr verzehrt werden kann, ohne dass der Depoteigentümer pleite geht.
Die Forscher wählten als Ausgangspunkt das Jahr 1925 und legten einen fiktiven Betrag jeweils zur Hälfte in Anleihen und Aktien aus den USA an. Im Anschluss kalkulierten sie, wie viel Geld aus dem Portfolio entnommen werden kann, ohne dass innerhalb von 30 Jahren der Bankrott droht. Diese Berechnung führten die Wissenschaftler für sämtliche 30-Jahres-Zeiträume von 1925 bis 1995 durch.
Das Resultat: Bei einer Entnahmerate von 4 % des Ersparten am Anfang des Jahres trat der Worst Case nie ein. Selbst dann nicht, wenn der Sparer kurz vor dem verheerendsten Börsencrash aller Zeiten im Jahr 1929 begonnen hätte.
Beispiele
Angenommen, du besitzt ein Startkapital von 500.000 EUR. Unter Berufung auf die 4%-Regel kannst Du jedes Jahr 4 % und dementsprechend 20.000 EUR von Deinem Depot abheben. Allerdings ist zu beachten, dass die Rechnung vor Steuern erfolgt.
Neben dem oben Beschriebenen untersuchten die Forscher weitere Entnahmeraten und Portfolioallokationen. Dabei stellte sich heraus, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit bei steigender Entnahmerate rapide sinkt. Wer jährlich 10 % seines Portfolios entnimmt, wenn dessen Aktienanteil geringer als 75 % ist, geht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Bankrott.
Limitationen der Trinity-Studie
Hinsichtlich der Trinity-Studie äußern etliche Experten Kritik. Die Argumentation stützt sich dabei insbesondere auf nachfolgende Punkte:
- Die Forschergruppe verwendete Marktrenditen, beachteten jedoch Steuern und Transaktionskosten nicht. Dabei schmälern diese den Profit erheblich.
- Es wurde ausschließlich im US-amerikanischen Markt investiert. In der Realität streuen Anleger ihr Kapital weltweit.
- Der Betrachtungszeitraum von 30 Jahren ist unzureichend. Ambitionierte Frugalisten streben an, bereits mit 40 Jahren in Rente zu gehen. Bereits heute werden Männer und Frauen im Schnitt älter als 70 Jahre.
Fazit
Ist die die 4%-Regel heutzutage noch aktuell?
Aufgrund der vorgenannten Limitationen solltest du dich nicht darauf verlassen, jährlich 4 % Prozent deines Depots verzehren zu können. Rechne besser konservativ mit einer Entnahmerate von 3 %. Zudem ist es empfehlenswert, mehrere Standbeine aufzubauen. Sorge dafür, dass du neben deinem Depot weitere Einnahmequellen wie beispielsweise Erträge aus Immobilien hast. Falls du Inspirationen hierzu benötigst, schaue gerne hier vorbei. In dem Beitrag zeigen wir euch sechs mögliche Einkommens-Quellen auf.
Die 4%-Regel ist eine gelungene Faustregel, die es ermöglicht abzuschätzen, wann Du finanziell unabhängig bist.